Was bedeutet für Sie „Kultur der Prävention“ und würden Sie im Arbeitskontext „spielen“?

Im Rahmen von simkult entwickeln wir ein Serious Game zum Thema „Kultur der Prävention“. Um sowohl den Inhalt als auch die Eigenschaften des Spiels zu entwickeln, haben wir 31 Interviews mit PraktikerInnen aus der Wirtschaft in verschiedenen Branchen geführt. Dabei bekamen wir mithilfe eines teilstandardisierten Interviews Einblicke in die Arbeitswelt von 17 Führungskräften und 14 Beschäftigten aus kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMUs). Die Interviewten waren zwischen 23 und 65 Jahren alt. Insgesamt haben wir 20 Männer und 11 Frauen befragt. Die Interviews dauerten zwischen 45 Minuten und 90 Minuten und unterteilten sich in zwei Teile. Im ersten Teil baten wir unsere GesprächspartnerInnen aus ihrem Arbeitsalltag zu berichten und dabei auf die sechs Themenfelder „Führung“, „Kommunikation“, „Mitarbeiterpartizipation“, „Fehlerkultur“, „Betriebsklima“ und „Sicherheit und Gesundheit als zentrale Strategie“ einzugehen. Darüber hinaus haben wir auch gefragt, was für sie eigentlich „Kultur der Prävention“ bedeutet.

Während 19% der Befragten noch keine Berührungspunkte mit dem Thema Kultur der Prävention hatten, unterschieden sich die Aussagen der restlichen TeilnehmerInnen sehr deutlich. Dabei reichten die Ansätze angefangen beim „selber vorleben“ der Präventionskultur über eine „Umgebung, die dir hilft, Fehler zu vermeiden“ bis hin zum „Sehen, dass du Fehler, die andere machen, vorher erkennst“.

Auf spezifische Fragen nach z.B. der Kommunikation im Unternehmen und der Aspekte, die dort eine Auswirkung auf Sicherheit und Gesundheit haben, ergaben die Interviews ein sehr vielschichtiges Bild. Je nach Branche und Art des Unternehmens variierten die Einschätzungen sehr stark. Es wurden sowohl positive Beispiele als auch Probleme sehr konkret beschrieben. Darüber hinaus wurden die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Themen deutlich: ein gutes Betriebsklima wurde beispielsweise mehrfach über eine offene und wertschätzende Kommunikation definiert. So z.B. mit folgender Aussage:

„ein gutes Betriebsklima bedeutet für mich, dass es keinerlei Gespräche hinter dem Rücken gibt. Es gibt sozusagen keinen Buschfunk. Wenn man eine Sache hat, kann man die direkt mit der Person besprechen und die Leute kommen auch auf einen zu.“

Im zweiten Teil der Interviews ging es darum von den Befragten zu erfahren, wie ein Serious Game zum Thema „Kultur der Prävention“ aussehen sollte und unter welchen Bedingungen sie sich vorstellen könnten im Arbeitskontext zu spielen. Anhand von ersten Entwürfen, gaben uns die Befragten Rückmeldung und berichteten welche Chancen sie sehen, aber auch was für Herausforderungen der Einsatz von Games im Arbeitskontext mit sich bringt. Auch hier fanden wir in den Ergebnissen eine breite Meinungsvielfalt abgebildet. Von den 31 Interviewten waren 71% offen ein Managementspiel gemeinsam im Team auszuprobieren, Weitere 16% gaben an, dass sie es sich unter bestimmten Bedingungen vorstellen könnten. 13% sagten, dass es für sie nicht in Frage käme.

 

Als Argumente für den Einsatz eines solchen Spiels, sahen die Führungskräfte z.B. den Perspektivwechsel (im Spiel übernehmen die Beschäftigten auch einmal die Rolle der Führungskraft), die Auflockerung des grauen Arbeitsalltags und dass man im Team Gelegenheit bekommt sich darüber auszutauschen, wie die anderen Mitglieder bestimmte Entscheidungen im Arbeitskontext treffen würden.

Wir arbeiten nun daran, diese Informationen und Eindrücke in die Spielentwicklung einfließen zu lassen. Wir danken noch einmal allen TeilnehmerInnen für die sehr informativen Eindrücke in ihren Arbeitsalltag und Anregungen zur Spielentwicklung.